The Botticelli Renaissance 1445 – 2015
24. September 2o15 – 24. Januar 2o16
Gemäldegalerie, Berlin
Botticelli stand schon seit längerem auf meiner dringenden To-do-Liste. Aufsehen erregte die Gemäldegalerie für diese Ausstellung schließlich bereits mit ihrer – für etablierte Museen eher unüblichen – Videokampagne. Aufsehen bei unserem Besuch erregte hingegen die lange Schlange an der Kasse, Wartezeit 45 Minuten. Zugegebenermaßen ist es nicht beste Idee sonntags zwischen den Jahren zu gehen.
Ausstellungskonzept
Den Auftakt der Ausstellung bilden mehrere Räume mit heterogenen Werken, die unterschiedlichen Epochen entspringen. Die Hängung lässt zu, dass sich der Besucher auf eine Zeitreise von zeitgenössischer Kunst (Dave La Chapelle, Cindy Sherman und Rineke Dijkstra), zurück über die Postmoderne (Andy Warhol, Valie Export), Moderne (Antonio Donghi, René Magritte) und das 19. Jahrhundert hin (Dante Gabriel Rosetti, Edgar Degas, William Bouguereau) bis schließlich ins 15. Jahrhundert zu Sandro Botticelli bewegt.
Die kuratorische Idee dahinter ist eine Illustration dessen, welch große Zahl an Künstlern sich mit Botticelli befasst, ihn kopiert oder zitiert hat. Ein wenig zu bunt und zusammengewürfelt wirkt die Hängung für meinen Geschmack. Viele große Namen, nicht unbedingt aber deren großartigste Werke. Eher eine kleine Zeichnung von Degas, damit auch ein Degas ausgestellt ist und der Name werbeträchtig im Prospekt steht.
Wirklich gut kommt das Konzept bei Postmoderne und zeitgenössischer Kunst. Subtile, ironische bis gesellschaftlich provokante Anspielungen auf Boticelli finden sich noch und nöcher. Insbesondere Valie Export, deren Arbeiten ich fast immer gut finde, amüsiert mich. In Erwartung persifliert sie unter Verwendung Botticellis Madonnen- und heutige Frauenbilder.
Botticelli
Auch meine Erwartung auf die Boticellis ist groß, angestachelt von Kopien und Zitaten an die großartigen Werke Boticellis in den Vorräumen.
Als ich dann endlich der Raum mit Botticellis tatsächlichen Werken betrete, macht sich eine leichte Enttäuschung breit. Kaum eine der zuvor zitierten Arbeiten ist zu sehen. Keine Geburt der Venus, kein Primavera. Immerhin die Venus, quasi Titelmodel der Ausstellung, mit deren prominentem Gesicht wie mit dem eines Supermodels geworben wird. Auch sehr schön ist die Vielzahl an Rundbildern mit Madonnenabbildungen. Eines, dessen heitere Farbigkeit an frühe Farbfilme erinnert, hat es mir besonders angetan.
Ein Ausflug in die Dauerausstellung der Gemäldesammlung nebenan und das Finden einiger meiner alten niederländischen Freunde – Rembrandt und Brueghel – stimmen mich dann wieder heiter.
Was Botticelli nun mit Selfies zu tun hat
Die Gemäldegalerie gibt sich modern. Nicht nur mit besagter Videokampagne. Vor Ort kann jeder Besucher waschechte Venus-Selfies in einer eigens dafür angefertigten Muschel à la Botticelli machen und dieses unter #VenusOfBerlin weiterverbreiten. Selbst ist die Gemäldegalerie nicht auf Twitter zu finden. Dennoch wird wird reger Gebrauch davon gemacht. Neben Kindern mit Hunden und Hipstern versuche auch ich mein Glück. Berliner Temperaturen von -11 °C machen jedoch jede authentische Venusdarstellung zunichte.
Mein nächstes To-Do
Die Uffizien in Florenz, denn dort hängen die Geburt der Venus und Primavera tatsächlich, Wartezeit voraussichtlich länger als 45 Minuten.