delir in bildern

Zeigen sich Hinweise auf ein Delir in der Bildsprache? Meine Kolleg*innen vom Klinikum Nürnberg haben gerade ihre klinische Studie hierzu publiziert, die mein Ratinginstrument für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA) einsetzt. Dabei geht es um eine systematische Analyse von Bildwerken von Personen im geriatrischen Kontext. Als Co-Autor*in habe ich methodisch bei Einsatz und Auswertung von Rizba beraten. Jetzt als Open Access lesen!

abstract

hintergrund

Ein Delir stellt eine der häufigsten Komplikationen in der Versorgung multimorbider geriatrischer Patientinnen dar. Die in der Kunsttherapie entstandenen zweidimensionalen Gestaltungen von hospitalisierten Patientinnen mit und ohne Delir einer akutgeriatrischen Station legen die Vermutung nahe, dass sich spezifische Hinweise für ein Delir in der Bildsprache der Patient*innen widerspiegeln.

methode

Unter Anwendung von RizbA wurde eine Expertinnen-Onlinestudie (N = 660) basierend auf 653 Bildern von 71 geriatrischen Patient*innen mit und ohne Delir durchgeführt, um mögliche kunsttherapeutische Warnsignale für das Vorhandensein eines Delirs zu bestimmen. Die Diagnose eines Delirs erfolgte bei Vorhandensein eines auffälligen Delir-Screenings (NuDesc) mit nachfolgender ärztlicher Diagnosestellung anhand der DSM-V-Kriterien. Die Anzahl der Bilder und Patient*innen verteilte sich dabei auf 182 Bilder von deliranten Patient*innen und 471 Bilder von Patient*innen ohne Delir. 660 Expert*innen aus künstlerischen Bereichen bewerteten die Bilder retrospektiv, unabhängig voneinander und anonymisiert. Das systematische Rating der Bilder erfolgte im Messwiederholungsdesign, wobei jede*r Rater*in sechs Bilder bewertete. Die statistische Auswertung erfolgte mittels einer Linear Mixed Model-Berechnung (LLM).

ergebnisse

Die Auswertung der quantitativen Daten zeigt Unterschiede der bildlichen Darstellung zwischen Patient*innen mit und ohne Delir. In vier von sechs ausgewählten Items (Item 4, 18, 19 und 24) des Messinstruments zeigen sich deskriptiv Unterschiede zwischen deliranten und nicht deliranten Patientinnen. Das Bildmaterial von Patient*innen mit Delir zeichnet sich u.a. durch eine abstrakte Darstellungsweise (Item 4), sowie durch eine unruhige (Item 18), wilde (Item 19) und diffuse (Item 24) Bildwirkung aus. Explorativ konnten vier weitere auffällige Merkmale (Item 2, 3, 26 und 26) identifiziert werden. Diese zeichnen sich durch weniger malerische Elemente (Item 2), eine weniger gegenständliche Darstellungsweise (Item 3), eine weniger präzise, exakte Wirkung (Item 25) und eine weniger harmonische Wirkung (Item 26) aus. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich das Vorhandensein eines Delirs Einfluss auf die bildnerischen Merkmalen von Arbeiten der betroffenen Patient*innen hat.

schlussfolgerung

Anhand der Ergebnisse konnten mögliche kunsttherapeutische Warnsignale im bildlichen Ausdruck von akutgeriatrischen Patient*innen in Hinblick auf das Vorhandensein eines Delir aufgezeigt werden.

danke

euch für die super Zusammenarbeit!

Masuch, J., Antwerpen, L., Schoch, K., Steiger, S. J., Brons, S., Lorenzo, A. d. P., & Singler, K. (2023). Zeigen sich Hinweise auf ein Delir in der Bildsprache? Eine systematische Analyse von Bildwerken geriatrischer Patient:innen mit und ohne Delir mittels RizbA. GMS Journal of Arts Therapies: Journal of Art-, Music-, Dance-, Drama- and Poetry-Therapy. https://doi.org/10.3205/jat000031

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