Kunst messen:
Entwicklung und Validierung von RizbA,
ein quantitatives Ratinginstrument zur formalen Bildanalyse
Promotionsvorhaben (cand. phil.) an der Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department Psychologie und Psychotherapie, Betreuung: Prof. Dr. Thomas Ostermann
seit 2016

worum geht’s?
was hat mein kunstwerk mit mir zu tun?
Eine Grundannahme der Kunsttherapie ist, dass sich innere Repräsentanzen im Bildlichen Ausdruck widerspiegeln, d.h. dass das von mir Gestaltete etwas mit mir und meinem Inneren zu tun hat. Dies betrifft verschiedenste differentialpsychologische sowie klinische Konstrukte. Quantitativ erforscht wurden diese Zusammenhänge bislang kaum, da es an reliablen Messinstrumenten mangelt. Auch Psychologie befasst sich seit geraumer Zeit mit den Künsten – sei es Experimentelle Ästhetik oder Kunstpsychologie. Bildlicher Ausdruck als differentialpsychologisches Konzept fand hierbei jedoch wenig Beachtung, mitunter da es an reliablen Messinstrumenten mangelt.
kunst + wissenschaft verknüpfen
Diese Arbeit schließt diese Lücke zwischen Kunst und Wissenschaft. In der Kunst finden in der Bildanalyse von Kunstwerken meist qualitative Bildbetrachtungen Anwendung. Diese Arbeit bricht mit dieser Tradition und verknüpft bildwissenschaftliche Inhalte neu mit quantitativer, psychometrischer Methodik. Zu diesem Zweck wurde das Ratinginstrument für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA) entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Fragebogen mit 26 Items, der Bildlichen Ausdruck misst und Inhalte einer formalen Bildanalyse, wie Darstellung, Farbe, Form, Raum, Bewegung und Komposition, umfasst.
validierungsstudien
Er wurde in drei randomisierten Validierungsstudien im Test-Retest-Design mit repräsentativen Stichproben an Bildmaterial von Lai*innen sowie an Gegenwartskunst erprobt.
Studie 1 | Studie 2 | Studie 3 | |
---|---|---|---|
Bilder | bildnerische Arbeiten von Lai*innen N = 12 | bildnerische Arbeiten von Lai*innen N = 294 | Gegenwartskunst N = 318 |
Rater*innen | Kunsttherapeut*innen NT1 = 12 NT2 = 8 | Expert*innen Bildendende Kunst NT1 = 880 NT2 = 475 | Expert*innen Bildende Kunst NT1 = 506 NT2 = 238 |
Zitation | Schoch, K., Gruber, H., & Ostermann, T. (2017). Measuring art: Methodical development of a quantitative rating instrument measuring pictorial expression (RizbA). The Arts in Psychotherapy, 55, 73-79. https://doi.org/10.1016/j.aip.2017.04.014 | Schoch, K., & Ostermann, T. (under review). Psychometrics of art: Validation of RizbA, a quantitative rating instrument for pictorial expression. | Schoch, K., & Ostermann, T. (in press). Giving the Art Greater Weight in Art Psychology: RizbA, a Quantitative Questionnaire for Formal Picture Analysis. Creativity. Theories – Research – Application. |
N = Stichprobengröße, T1 = Test, T2 = Retest
statistische gütekriterien
Als Gütekriterien dienen statistische Kennwerte, Faktorenanalysen und Fit-Indices. Aus diesen resultiert eine mittlere bis hohe Diskriminanzfähigkeit zwischen bildnerischen Arbeiten sowie eine hohe Inter-Rater*innen-Reliabilität . Die Test-Retest-Reliabilität ist ebenfalls hoch. Hauptkomponentenanalyse legen eine inhaltlich interpretierbare Acht-Faktorenstruktur nahe (Räumlichkeit, Formgebung, Bildnerische Elemente, Darstellungsweise, Farbintensität, Farbmischung, Komposition und Bildwirkung).
Messzeitpunkt | Studie 1 | Studie 2 | Studie 3 | |
---|---|---|---|---|
Differenzierungsfähigkeit zwischen Bildern ηp2 | T1 T2 | .90 .77 | .28 .33 | .31 .40 |
Test–Retest-Reliabilitätr | – | .92 | .93 | .86 |
Faktoren (HKA) | – | 4 | 8 | 8 |
Inter-rater*innen- Reliabilität ICC | T1 T2 | .53 .92 | .81 .84 | .86 .73 |
T1 = Test, T2 = Retest, ηp² = Partielles Eta Quadrat Effektstärkeschätzer, r = Korrelation, PCA = Hauptkomponentenanalyse, ICC = Intra-Klassen-Korrelationskoeffizient
ein open methodology fragebogen für transdisziplinäre forschung
Die drei Studien legen eine Generalisierbarkeit des Fragebogens nahe, so dass dieser sowohl auf Arbeiten von Laien als auch auf Gegenwartskunst angewendet werden kann. Als erstes reliables Messinstrument eröffnet RizbA neue Perspektiven. Es schafft die methodische Grundlage für eine objektive Erfassung von Bildlichem Ausdruck als differentialpsychologischer Variable sowie anderer psychologischer Korrelate von Kunst. Dies fördert neue transdisziplinäre Forschungsansätze in Psychologie, Ästhetik und Kunstwissenschaft. Perspektivisch sind zur weiteren Validierung die Erprobung an nicht eurozentristischer Stichproben, konfirmatorische Faktorenanalysen sowie Machine Learning Ansätze geplant.
RizbA zum download
Die aktuelle Version des Ratinginstruments für zweidimensionale Bildnerische Arbeiten (RizbA) ist als Open Methology Tool für Forschung und Dokumentation frei verfügbar. Die aktuelle Paper-Pencil-Version kann hier heruntergeladen werden:
Schoch, K. (2020, 24. April). Ratinginstrument für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA): Fragebogen mit Erläuterungen in deutscher Sprache. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.3765221
publikationen
Alle Publikationen sind als Open Access (Manuskript, Preprint oder Postprint) frei zugänglich:
Pilcicki, R., Schoch, K., & Schwienbacher, S. (Hrsg.) (2020). Wofür brauche ich dich? Neue trans- + postdisziplinäre Perspektiven in Kunst + Forschung. Publikationsreihe Kunst + Forschung, No. 9. Ottersberg: Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg. http://doi.org/10.5281/zenodo.4294894
Schoch, K. (2020). Psyche, Kreativität und Bildlicher Ausdruck: Ein quantitatives Ratinginstrument zur Formalen Bildanalyse (Rizba). In G. Franzen, R. Hampe, & M. Wigger (2020). Zur Psychodynamik kreativen Gestaltens: Künstlerische Therapien in klinischen Arbeitsfeldern. Karl Alber Verlag. https://doi.org/10.5281/zenodo.4058380
Schoch, K. (2019). Psychotrauma und transkulturelle Unterschiede in Bildern: Ein quantitatives Ratinginstrument für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA). In C. Krueger, B. Stellbrink-Kesy, C. Widdascheck, & C. Hamberger (Hrsg.). Kunsttherapie in Migration. Köln: Richter. https://doi.org/10.5281/zenodo.3573848
Schulze-Stampa, C., & Schoch, K., & (Hrsg.) (2019). In/ter/ven/tion: in mit durch Kunst. Publikationsreihe Kunst + Forschung, No. 5. Ottersberg: Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg. https://zenodo.org/record/3952403
Schoch, K. (2018). Jenseits von gut und schön – Entwicklung eines quantitativen Ratinginstruments für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA). Musik-, Tanz- und Kunsttherapie: Zeitschrift für Künstlerische Therapien im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen, 28(2), 131-138. https://doi.org/10.5281/zenodo.1479716
Schoch, K., Gruber, H., & Ostermann, T. (2017). Measuring art: Methodical development of a quantitative rating instrument measuring pictorial expression (RizbA). The Arts in Psychotherapy, 55, 73-79. https://doi.org/10.1016/j.aip.2017.04.014
Schoch, K. (2014, 25. Februar). Ratinginstrument für zweidimensionale bildnerische Arbeiten: Methodische Arbeit zur Entwicklung eines psychologischen Tests zur Erfassung von bildnerischem Ausdruck. Universität Mannheim. Zenodo. http://doi.org/10.5281/zenodo.1479744
betreute abschlussarbeiten (auswahl)
Ladegast, S. (2020). Untersuchung von Kinderzeichnungen: Erprobung des Ratinginstrument RizbA zur Untersuchung von Entwicklungsstufen der Kinderzeichnung. Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg. Open Science Framework. https://osf.io/gn3mt
Jerusalem, J. L. L. (2020, 20. Februar). RizbA für alle: Überprüfung der Einsatzmöglichkeiten eines Ratinginstruments für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA) und des neu dazu erstellten Manuals. Universität Witten/Herdecke, Witten. Open Science Framework. https://osf.io/nsw49
Epstein, C. (2019, 22. März). Bildlicher Ausdruck von Depression: Erprobung des Ratinginstruments RizbA an Bildstichproben aus dem klinischen Kunsttherapiesetting. Universität Witten/Herdecke. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.3365921
Janßen, B. (2018, 13. August). Erprobung des Ratinginstruments für zweidimensionale bildnerische Arbeiten (RizbA): Pilotstudie zur Untersuchung des bildlichen Ausdrucks in gemalten Bildern von Menschen mit chronischer Schmerzsymptomatik. Hochschule für Künste im Sozialen, Otterberg. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.3407808
podcast
Open Science Radio Folge 173
Kunst und Therapie, Kunstwissenschaften und Psychologie
27. Juni 2019
kontakt
Kerstin Schoch
Dipl.-Kunsttherap. (FH), Psychologin (B.Sc.)
Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg
Am Wiestebruch 68, 28870 Ottersberg
kerstin.schoch@hks-ottersberg.de
orcid.org/0000-0002-5797-9841
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