freie bilddatenbanken

Endlich habe ich diesen Blogpost verfasst, den ich schon lange vorhatte zu schreiben und zu dem mich die Gespräche mit meiner ehemaligen Mentorin Ina Blümel und meiner fellow Fellow Rebecca Kahn im Fellow-Programm Freies Wissen angeregt haben. Und zwar geht es um freie digitale Bilddatenbanken für Kunst. Untenan findet ihr eine entsprechende Sammlung verschiedener Bilddatenbanken für Bildende Kunst.

black matriarch, clementine hunter, ca. 1970, wikiart/ american folk art museum

Die zunehmende Digitalisierung fördert, dass Museen, Galerien, Archive und andere wissenschaftliche Institutionen ihr Bildmaterial frei zugänglich zur Verfügung stellen. Hierzu tragen kollaborative Inititativen wie Glam Wiki und Open Glam einiges bei. Manche Datenbanken sind nur zum ansehen gedacht. Viele bieten aber Bildmaterial zur freien Verwendung unter Creative Commons Lizenzen für Lehre, Forschung und andere nicht-kommerzielle Zwecke. Einige Datenbanken bieten Schnittstellen zur Programmierung von Anwendungen (API) und erleichtern damit die Nutzung des Bildmaterial. Dies hat enormes Potential, beispielsweise für meine empirischen Studien zur Bildanalyse, aber auch zur Verwendung in Lehrveranstaltungen und Vorträgen.

europeana

Europeana arbeitet mit tausenden europäischen Archiven, Bibliotheken und Museen zusammen und versteht unser kulturelles Erbe als Gemeingut für Kunstgenuss, Bildung und Forschung. Europeana Collections bietet Zugang zu mehr als 50 Millionen Objekten in digitalisierter Form – Büchern, Musik, Kunstwerken und mehr. Die Sammlungen umfassen Kunst, Fotografie, Archeologie, Mode, Landkarten, Naturgeschichte u.a.m. Such- und Filtermöglichkeiten erleichtern die Suche. Unter anderem lässt sich nach lizenfreien Bildern filtern, von denen die Datenbank eine große Anzahl bietet.

wikiart

Hauptziel von WikiArt ist es, Kunst für alle überall zugänglich zu machen. WikiArt bietet bereits rund 250.000 Kunstwerke von 3.000 Künstler*innen. Diese befinden sich in Museen, Universitäten und anderen Institutionen in mehr als 100 Ländern, wobei der größte Teil davon nicht öffentlich, dafür aber auf WikiArt digital einzusehen ist. WikiArt ist ein gemeinnütziges Projekt, an dem jede*r selbst mitarbeiten kann. Entsprechend dem Wiki-Prinzip können Bildmaterial und Inhalte hinzugefügt und bearbeitet werden. Beispielsweise könnt ihr auch eure eigene Kunst/-sammlung online stellen. Gerne mag ich auch, dass Aspekten wie der mangelnden Repräsentation von Frauen in der Kunst mit Kategorien wie Künstlerinnen Rechnung getragen wird. Diese darf gerne noch auf FLINT*-Personen ausgeweitet werden. Für die Verwendung als Bildstichproben in empirischen Studien ist das Bildmaterial leider je nach Fragestellung bislang nicht unbedingt repräsentativ genug. Das sollte sich aber mit der Zeit ändern.

wikimedia commons

Wikimedia Commons ist eine digitale Sammlung von aktuell 60.929.454 Mediendateien. Dies beinhaltet Bilder, Töne und Filme. Im Gegensatz zu WikiArt liegt der Fokus hier weniger auf Kunst. Die Suche kann über verschiedene Filter wie Medientyp, Kategorie, Ort, Zeit etc. auf relevante Treffer eingeschränkt werden. Das gesamte Bildmaterial steht unter Creative Commons Lizenzen und darf (unter Bedingungen) frei verwendet werden. Entsprechend dem Wiki-Prinzip ist auch Wikimedia Commons gemeinnützig und kann von jeder*jedem mitbearbeitet werden.

prometheus

Prometheus ist ein verteiltes digitales Bildarchiv mit Sitz am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln. Derzeit verbindert prometheus 103 Instituts-, Forschungs- und Museumsdatenbanken unter einer Oberfläche. Aktuell finden sich hier 2.665.601 digitalisierte Bilder aus Kunst, Kultur und Geschichte für Forschung und Lehre. Zu nichtkommerziellen Zwecken wie Lehre und Forschung ist das Bildmaterial frei verwendbar. Für eine Verwendung in Publikationen gelten ggf. andere Bestimmungen. Die Nutzung von prometheus ist nicht komplett kostenfrei. Um Zugang zum Archiv zu erhalten, muss eine Jahreslizenz abgeschlossen werden. Die 30.- pro Einzelperson – besondere Tarife gibt es für Hoch-/Schulen und Museen – fördern den Unterhalt des Projekts. In einer meiner letzten Studien zu Gegenwartskunst, habe ich meine Bildstichprobe hieraus gezogen. Die Suchfunktion ist für systematische Recherchen aus meiner Erfahrung durchaus nutzbar, wenn auch eher suboptimal. Das hat auch damit zu tun, dass das Bildmaterial aus verschiedenen Institutionen stammt und dadurch nach unterschiedlichen Systematiken verschlagwortet und mit unterschiedlich umfangreichen Metadaten ausgestattet ist.

smithsonian

Das Smithsonian mit Sitz in Washington D.C. ist mit 19 Museen und dem National Zoo nach eigener Aussage der weltweit größte Museums-, Bildungs- und Forschungskomplex. Neben der Bewahrung kulturellen Erbes und neuem Wissensgewinn, gilt sein Auftrag auch der freien zur Verfügung Stellung seiner Sammlungen und der Unterstützung von Forschenden und Lernenden aller Art. Digitale Ressourcen umfassen Online Events, Ausstellungen, Podcasts, Sammlungen, Tierkameras etc. Inhaltliche Kategorien, innerhalb derer gesucht werden kann, sind Kunst/Design, Geschichte/Kultur sowie Wissenschaft/Natur. Viele der Materialien stehen unter Creative Commons Lizenz.

web gallery of art

Die Web Gallery of Art ist zugleich virtuelles Museum sowie Datenbank europäischer Bildender Kunst des 3. bis 19. Jahrhunderts. Ursprünglich mit dem Schwerpunkt auf Renaissance, wurde die Sammlung erweitert und enthält nun auch Bildmaterial aus frühchristlicher und vorromanischer Zeit sowie aus Mittelalter, Barock, Rokoko und Manierismus. Neben Bildender Kunst sind auch dekorative Kunst und Architektur vertreten. Sie ist eine private gemeinnnützige Initiative, die sich laut eigenen Angaben an vor allem an Schüler*innen und Lehrer*innen richtet. Auch wenn es sich nicht um eine wissenschaftliche Sammlung handelt und das Webdesign etwas nach Anfang 2000er-Jahre anmutet, bietet die Web Gallery of Art eine durchsuchbare Datenbank mit Suchmaske. Diese wird durch ein Glossar ergänzt, das u.a. Artikel zu Kunstbegriffen erläutert.

ticc printmaking dataset

Der TICC printmaking Datensatz ​(van Noord & Postma, 2017)​ besteht aus 58.630 digitalen fotografischen Reproduktionen von Kunstwerken von 210 Künstler*innen und wurde aus der Online-Sammlung des Rijksmuseums, dem niederländischen Staatsmuseums, zusammengestellt. Jede*r der 210 Künstler*innen ist mit mindestens 96 Kunstwerke vertreten. Alle Bilder sind gemeinfrei. Der Datensatz kann komplett heruntergeladen und unter Zitation beispielsweise für empirische Studien als Bildstichprobe verwendet werden.

the met

Das Metropolitan Museum of Art (kurz: the Met) ist das größte Kunstmuseum der USA und verfügt, ebenfalls nach eigener Aussage, über eine der bedeutendsten kunsthistorischen Sammlungen der Welt. Diese stellt es auch digital zur Verfügung. Die ausführlichen Filteroptionen erlauben die gezielte Suche nach Material, geographischem Ort, Zeit und Department. Zudem bieten sie die Möglichkeit, unter Open Access gezielt nach frei verfügbarem Bildmaterial zu suchen.

rijksmuseum

Das Rijksmuseum Amsterdam als Staatsmuseum der Niederlanden stellt auf Rijksstudio ebenfalls seine Sammlungen digital zur Ansicht. Diese umfasst aktuell 676.691 Werke, darunter auch prominente wie Vermeers Milchmädchen oder Rembrandts Nachtwache. Neben der einfachen Schlagwortsuche, gibt es eine erweiterte Suchfunktion sowie die Möglichkeit die Forschungsbibliothek auf Literatur hin zu durchsuchen. Einzelne Bilder können direkt heruntergeladen werden. Dabei ermuntert das Rijksmuseum selbst zum kreativen Umgang mit diesen, z.B. sich Lieblingsbildauschnitt auszusuchen, Bilder als Designvorlage für Alltagsgegenstände zu verwenden oder sich als Poster zu bestellen.

unsplash

Unsplash ist keine wissenschaftliche oder kunsthistorische Bilddatenbank und fällt daher etwas aus der Reihe. Dennoch möchte ich sie hier gerne aufführen, da sich hier zeitgenössische recht künstlerische Fotografien finden lassen. Unsplash bieter über eine Million lizenzfreie hochaufgelöste Bilder von großartigen Fotograf*innen rund um die Welt, die ihr Bildmaterial frei zur Verwendung stellen. Auch hier könnt ihr selbst aktiv dazu beitragen, indem ihr eigene Fotografien hochladet und frei zur Verfügung stellt. Die Schlagwortsuche ist zwar nicht so präzise wie bei anderen Datenbanken, erfüllt aber ihren Zweck. Ich nutze Unsplash regelmäßig um meine Inhalte in Vortrags- und Vorlesungsfolien zu visualisieren.

open art images

Eine Leserin meines Blogs wies mich, nachdem sie diesen Artikel gesehen hatte, auf eine weitere freie Bilddatenbank hin. Diese möchte ich hier nachträglich hinzufügen: Open Art Images (OAI) ist eine Such- und Visualisierungsmaschine für hochauflösende Bilder von Kunstwerken aus aller Welt und aus allen Epochen der Geschichte. Die Bilder sind Gemeingut oder stehen unter Creative-Commons-Lizenz, die deren Verwendung erlaubt. Alle Bilder gehen mit detaillierten Informationen einher. Dazu gehören historischer und kultureller Kontext, aktueller Standort, Quelle und Lizenz.

bildrechte

In jedem Fall überprüft vor der Verwendung genau, ob das von euch gewählte Bildmaterial für den gewählten Verwendungszweck tatsächlich frei zur Verwendung steht und ihr kein Urheber*innenrecht verletzt. Ich selbst zitiere immer dessen Autor*in und Quelle, schon allein aus Gründen der Fairness und Wissenschaftlichkeit. Einen guten Überblick über verschiedene Lizenzen, was diese erlauben und was die Lizenzen CC BY, CC BY-SA, CC BY-ND, CC BY-NC, CC BY-NC-SA und CC BY-NC-ND bedeuten, findet ihr auf Creative Commons.

Wer Kunst nur anschauen und nicht weiterverwenden möchte, für die*den gibt es aktuell eine Vielzahl an Museen, die ihre Ausstellungen und Sammlungen zwar nicht lizenfrei, dafür aber digital zur Ansicht stellen, wie z.B. die Tate. Dazu vielleicht mehr in einem der nächsten Posts.

gender, diversität und postkolonialismus

Es bleibt kritisch anzumerken, dass alle genannten Bilddatenbanken aus dem euroamerikanischen Raum stammen und schwerpunktmäßig meist weiße, westliche Kunst enthalten. Werke aus anderen Kontexten stammen häufig aus ethnologischen Sammlungen, die wiederum aus post-/kolonialen Positionen heraus entstanden und daher mit Vorsicht zu betrachten sind. Leider spiegelt diese Verzerrung in Sachen Gender und Diversität nach wie vor die derzeitige Kunstwelt wieder ​(Fraiberger, Sinatra, Resch, Riedl, & Barabási, 2018)​, in der weiße Cis-Männer immer noch überproportional häufig vertreten sind. Eine kritische Auseinandersetzung mit postkolonialen Perspektiven, paternalisitische Strukturen und Eurozentrismus ​(Mosquera, 1992)​, wie sie die letzten Jahre die Museumslandschaft erreicht, sollte auch in Datenbanken und Forschung Einzug finden.

Kennt ihr weitere freie digitale Bilddatenbanken für Kunst? Kennt ihr Bilddatenbanken aus anderen Kulturen oder solche, die mehr Diversität abbilden? Teilt euer Wissen und ergänzt die Sammlung gerne in den Kommentaren.

  1. Fraiberger, S. P., Sinatra, R., Resch, M., Riedl, C., & Barabási, A.-L. (2018). Quantifying reputation and success in art. Science, 825–829. doi: 10.1126/science.aau7224
  2. Mosquera, G. (1992). The Marco Polo syndrome: Some problems around art and eurocentrism. Third Text, 35–41. doi: 10.1080/09528829208576382
  3. van Noord, N., & Postma, E. (2017). Learning scale-variant and scale-invariant features for deep image classification. Pattern Recognition, 583–592. doi: 10.1016/j.patcog.2016.06.005

  2 comments for “freie bilddatenbanken

  1. GÜNTER Lierschof
    30/04/2020 at 14:38

    Gibt es auch Bilddatenbanken für Künstler deren Arbeiten nicht in Museen sind ? Die sozusagen die Künstlerische Biografie eines Malers repräsentiert?

    • kunsthochzwei
      01/05/2020 at 17:19

      Für WikiArt ist das z.B. teilweise zutreffend, da diese nach dem partizipativen Wiki-Prinzip funktioniert. Entsprechend stammen die Arbeiten hier nicht ausschließlich aus Archiven, Museen, Universitäten oder anderen wissenschaftlichen Institutionen. Einige zeitgenössische Künstler*innen haben auch Fotografien ihrer eigenen Werke hochgeladen und stellen diese frei zur Verfügung.

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